600 km Richtung Süden
Motto des Tages
Alles hat einmal ein Ende. 😢
Die letzte Nacht durfte ich in einer kroatisch-typischen runden Steinhütte nächtigen. Ausgestattet mit Küche und Co. wurde gestern das letzte (Wanderer)Abendmahl zubereitet 🤪, das Essen und die letzten Sonnenstrahlen vor der Hütte genossen und relativ früh die Äuglein geschlossen.
MEDAKI. Da heute !!! nur 🤪 !!! mehr 17 km am Plan standen und es laut meinen Karten hauptsächlich angenehme Wege sein sollten, stresst mich früh morgens nichts. Kein Wecker, sondern das Krächzen der Krähen in der Natur weckt mich um 7:15 Uhr auf.
Ich mache Kaffee, setze mich vor die Hütte, sehe der Sonne beim Aufgehen zu, beobachte das Spiel der Wolken im scharfen Gegensatz zu den Kondensstreifen der Flugzeuge, bewundere die Flugkunst der Vögel und knabbere dazu meinen letzten Riegel. Der heutige Morgen ist definitiv anders als alle anderen bisher.
Er ist gefüllt mit Ruhe, Gelassenheit und absolut keiner Anspannung. Und … ich habe wieder meine Achtsamkeit vor der Natur gefunden, die ich als kleiner Junge im Almtal gelernt habe und die im Laufe meines Lebens immer ein wenig mehr verloren ging.
Ein wenig fühle ich mich zurückversetzt, in meine Kindheit, wo ein Hahn noch krähen durfte, ohne dass sich jemand an ein Gericht wandte, die Nachbarn sich noch gegenseitig respektierten und Probleme am Tisch bei Most und Schnaps ausverhandelt wurden. Wo du als Kind immer zu einem Essen oder etwas zu trinken eingeladen wurdest, wenn du bei deinen Freunden warst, wo sich Leute Zeit nehmen, um sich am Gartenzaun lehnend zu unterhalten und wo kaum Verkehr das Spielen der Kinder auf der Straße störte.


Ich fühle mich mega-zufrieden.
Besser konnte dieser Ort hier in Medaki nicht gewählt sein.
Für mein Ziel, direkt bei der Euphemia in Rovinj, überlege ich mir, was für mich wichtig sein wird. Ein bestimmtes Foto, ein besonderer Spruch, … 🤔
Eigentlich ist es ganz klar, was das Erste sein wird. 🤪
Ein wenig stresst mich meine Schwägerin noch, die mein letztes kreatives Bild der 600er Marke , das ja bereits in etwa 4 km sein wird, sehen möchte und schon neugierig auf meine Kreativität ist. 🤔
Obwohl es schon einiges nach 8 Uhr ist, erledige ich gemütlich das Abwaschen der Tasse, trockne alles ab und verstaue das Geschirr.
Wie jeden Tag, gleiches Ritual, packe ich heute Jack zum letzten Mal zur Etappe, gehe vor das runde Häuschen, mache noch einen letzten Blick in diese wohlige und behagliche Steinhütte, starte mein Prozedere, verabschiede mich noch und beginne diesen Wandertag.
Sehr gemütlich geht es anfangs durch den Ort. Ich nehme mir vor, diese letzten paar Schritte sehr bedacht zu setzen.
Einige Hunde wollen mich, wie schon die letzten Tage zuvor, verbellen und stürmen an den Zaun.
Während ich noch über meine bevorstehende Zeichnung nachdenke, habe ich auch schon meine 600 km-Marke erreicht. Ich bin am Limski-Kanal angekommen und suche nach Möglichkeiten. Nun heißt es kreativ sein. 🤪






Viele Dinge finden ich nicht und darum wird einfach eine 600 in den Kies gekratzt. Nicht wirklich kreativ, aber eindeutig.
600 km von zu Hause, stimmt eigentlich sehr nachdenklich.
Während des gleichmäßigen Gehens kommen immer mehr Gedanken, Bilder aus meiner Kindheit hoch.
Ich sehe spontan die Gelassenheit meines Uropas, der genüsslich an seiner Pfeiffe nuckelt und mir meinen Kopf tätschelt, an Oma, die mir das Romme spielen beigebracht hat und auch im hohen Alter noch gerne mit mir spielte, obwohl sie schon Probleme hatte, sich zu konzentrieren, an meine Mitzi-Tant‘, die nicht meine Tante war, doch immer etwas Süßes für mich parat hatte, obwohl meine Mutter das nicht wollte. An meinen Vater, der mir das Arbeiten auf der Baustelle meines Elternhauses (ohne Kellerdecke) mit meiner Kinder-Schiebetruhe erlaubte und ich in den Keller fiel oder an den Vorfall, als ich von einem vom Vater gesteuerten Räumfahrzeug fiel und das immer unser beider Geheimnis blieb. An die Momente, als er mich immer wieder motivierte, manches nochmal zu versuchen, obwohl er wusste, ich könnte wieder scheitern und an meine Mutter, die für uns Kinder immer das beste Gewand zu jedem Anlass bereit hielt und wir es kaum schätzten, und vieles mehr.
Manche Momente erzeugen Tränen und ich habe zu kämpfen, mich auf den Weg zu konzentrieren.
Mir fällt immer mehr auf, dass sich meine Gedanken keinesfalls um Luxus bzw. Geld drehen, sondern ausschließlich um meine Familie und meine Vergangenheit.
Ich steige Step by Step vom Limski hoch und erreiche die Ebene von Rovinjsko Selo. Hier treffe ich auf den ehemaligen Bahndamm der kaiserlich-königlichen Eisenbahn von Kanfanar nach Rovinj.
Heute wurde daraus ein wunderschöner Radweg gemacht. Es sind viele sportbegeisterte Biker, Walker bzw. Läufer unterwegs.
Alle haben eins mit mir geneinsam, sie sind verschwitzt und man merkt ihnen die Anstrengung an. Eine Radlerin jedoch holt mich jäh, als sie vorbei fährt, aus den Gedanken. Nichts von Schweiß und Anstrengung riecht man, sondern noch Minuten später deren Parfum. 🤔
Aus meinen Gedanken gerissen merke ich erst, dass einige Relikte der alten Zeit der Zugfahrt von bzw. nach Rovinj einfach am Rande entsorgt wurden oder unter mir, im Radweg, vergraben wurden.
Zeitzeugen einer längst vergangenen Zeit. Ich finde einen alten handgeschmiedeten Nagel, nehme den mit als Andenken an meine besondere Tour. 🤪






Unterwegs treffe ich ein österreichisches Paar auf ihren Bikes. Es entsteht eine interessante Unterhaltung, wir machen ein Selfie, verabschieden uns und gehen unserer Wege.
Schon kommen die nächsten Gedanken.
Was mache ich nun mit den vergangenen Tagen, den Begegnungen mit den vielen Menschen, die ich kennenlernen durfte, die tausende von Eindrücken meiner Wanderung?
Ich nähere mich Rovinj und erreiche bei Porton Biondi das Meer.
Ich kann es nicht fassen, ich bin von zu Hause bis ans Meer gegangen. Welch‘ verrückte Idee und doch … nun Wirklichkeit.






Mein Versprechen, mein Enkerl via Video anzurufen, komme ich gerne nach und führe ein sehr kurzweiliges Gespräch, bei dem interessanterweise Wolken bzw. ein bedeckter Himmel und Meer nicht wirklich zusammen passen.
Wie recht er doch hat. 🤪
Ich packe nun meine Wanderstöcke zusammen und mache mich auf, die letzten beiden Kilometer zu absolvieren.
Die Altstadt samt der Kirche kommen immer näher – oder ich ihr. Rovinj kommt mir hier einerseits so übermächtig vor, andererseits wieder so klein, habe ich doch über 600 km auf diese Stadt gewartet.
Ich komme am Hafen an, vorbei an der Tankstelle für die Boote, quere den Markt und mache mich auf den Weg hoch zur Kirche.
Es ist sehr schwer zu sagen, welches Gefühl mehr überwiegt. Jedenfalls wird es sehr unruhig in mir.
Oben angekommen werden gerade Menschen aus der Pfarrkirche als getrautes Paar samt Anhang entlassen und dementsprechend herrscht hier reger Auflauf.
Ich treffe am Vorplatz ein, sehe mich kurz um und setze mich seitlich, ein wenig abseits der Massen, auf die Mauer.
Keine Ahnung warum, doch ich beginne zu weinen. Soviel geschafft und doch so alleine. Kein besonders angenehmes Gefühl.
Ich rufe meine Liebste an, die sofort merkt, dass es mir nicht gut geht.




Ich brauche ein wenig, um mich zu fassen und die Tragweite meiner letzten 34 Tage zu realisieren. Vermutlich wird es noch Tage dauern, bis ich die Momente in irgendeiner Form verarbeitet habe.
Einerseits ziemlich glücklich über das Geschaffte, andererseits traurig, damit alleine zu sein, mache ich mich auf den Weg, ein gutes Lokal zu finden.
Der junge Kellner im ausgewählten Lokal dürfte mein geknicktes Ich erkennen, bringt mir mein bestelltes Bier und beginnt ein Gespräch, dass mich aus der Einsamkeit zurückholt.
Wir verstehen uns relativ gut und es fühlt sich herrlich an, jemandem seine Leistung zu erzählen.
Einige Biere, Grappas und Calamaris später verabschiede ich mich zufrieden und begebe mich zu der letzten Unterkunft meiner speziellen Wanderung.
Das junge Fräulein an der Rezeption weist mich höflich in die Gegebenheiten des Hotels ein, ist total interessiert an meinem Vorhaben und so quatschen wir noch eine Zeit lang über Dies und Das von Rovinj und dem Rest der Welt. 🤪
Fazit des Tages
Gefühle sind stärker als jeder Muskel. Sie werfen dich aus der Bahn, ob du willst oder nicht. 😢
Info
Die GPS-Tracks wurden hochgeladen und stehen euch nun unten in den Details zum Download bereit.
Für besonders Interessierte gibt es auf unserem Profil bei Komoot (die2Nomaden) unter Collection „600 km Richtung Süden“ alle gegangenen Abschnitte dieser Weitwanderung.
genießt das Leben 🤪 und
BLEIBT GESUND 🙏🏽
es grüßen euch
Uli & André von
die2Nomaden.com 😉
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Details
Daten zur Wanderung
ca. 18,6 km
ca. 3,7 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
ca. 235 hm ⬆️
ca. 396 hm ⬇️
ca. 5h 05′ reine Gehzeit
GPS-Dateien
GPX-Track (für GPX-fähige Geräte)
KLM-Track (für Google Earth)
(Info’s vom 08.10.2022)
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Kategorien:Ansfelden (AUT)-Rovinj (CRO), Wanderungen, WeitWanderWege